Ablenkung - DVR - Allein Unterwegs

Ablenkung

Wer bei einer Geschwindigkeit von 15 km/h nur drei Sekunden abgelenkt wird, ist 12,5 Meter im Blindflug unterwegs. Das entspricht etwa einem kurzen Blick aufs Handy beim Radfahren. Eine kurze Unaufmerksamkeit, die nicht nur zu gefährlichen Verkehrssituationen oder riskanten Fahrmanövern, sondern auch zu schlimmen Unfällen führen kann. 

Man unterscheidet dabei zwischen visuellen, akustischen, mentalen und motorischen Ablenkungen. 

Höchstleistung fürs Gehirn

Bei der Fülle von Informationen, die wir bereits im normalen Straßenverkehr verarbeiten müssen, läuft unser Gehirn quasi ständig auf Hochtouren. Da seine Aufnahmekapazität und Leistungsfähigkeit jedoch begrenzt ist, erzeugt ein Überangebot an Informationen Stress und das Gehirn trifft eine Auswahl. Routinetätigkeiten wie Radfahren oder das Überqueren einer Straße an der Ampel treten dann automatisch in den Hintergrund. 

Routine im Straßenverkehr gibt es nicht!

Plötzlich auftretende Ereignisse im Straßenverkehr sind niemals wirklich Routine. Vor allem der Blick aufs Smartphone bringt Menschen beim Auto-, Rad- und Mopedfahren, aber auch zu Fuß regelmäßig in brenzlige Situationen. Wer zu Fuß unterwegs ist und aufs Smartphone schaut, bewegt sich dabei schon mal wie ein Smombie (zusammengesetztes Wort aus Smartphone und Zombie). Besonders schlimm ist die beliebte Kombination von Kopfhörern und Smartphone: Damit schaltet man sich quasi selbst aus und nimmt am Straßenverkehr teil, sieht und hört dabei aber fast nichts mehr um sich herum. Wie das ausgehen kann, zeigen unsere Geschichten weiter unten.

Visuell. Mental. Motorisch.

Visuelle Ablenkung

Visuelle Ablenkungen sind zum Beispiel die Blickabwendung zum Handy, Navigationsgerät oder Radio und die Plakatwerbung am Straßenrand. Schnell werden auch die Gefahren des Straßenverkehrs vergessen, wenn auf der anderen Straßenseite ein Freund oder eine Freundin winkt. Der Blick schweift vom Verkehrsgeschehen ab und Hindernisse oder enge Kurven werden zu spät oder schlimmstenfalls gar nicht erkannt.  

Akustische Ablenkung

Akustische Ablenkungen können durch Gespräche am Telefon oder mit Mitfahrenden entstehen. Aber auch durch Musik, Nachrichten im Radio oder Baustellenlärm. Bereits bei Kopfhörermusik in der Lautstärke eines normalen Gesprächs kann sich die eigene Reaktionszeit um ein Fünftel verlängern (Institut für Arbeit und Gesundheit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung). So werden unvorhergesehene Verkehrsereignisse zu spät erkannt und wichtige Geräusche, wie Signale von Polizei oder Feuerwehr, nicht rechtzeitig gehört.

Mentale Ablenkung

Durch mentale Ablenkung wie starke Emotionen, Monotonie, Müdigkeit oder Stress  schweift man vom Verkehrsgeschehen ab. Der Blick ist dann auf mögliche Gefahrenstellen gerichtet, aber die bedrohliche Situation wird nicht erkannt, weil man in Gedanken ist. Auch die attraktive Frau, der interessante Mann oder der drängelnde Fahrer im Rückspiegel sorgen dafür, dass man nicht die Verkehrssituation erfasst, sondern sich auf die Menschen im anderen Fahrzeug konzentriert.

Motorische Ablenkung

Motorische Ablenkung entsteht, wenn Tätigkeiten ausgeübt werden, die eine Bewegung erfordern. Dazu zählen Essen und Trinken, das Mitführen eines Hundes an der Leine oder auch das Freiwischen der Scheibe im Auto. Gerade beim Moped- oder Radfahren werden jedoch beide Hände am Lenker gebraucht, um rechtzeitig auf Hindernisse oder Gefahren reagieren zu können.

Meine Story. Deine Story.

Die hier vorgestellten Geschichten dienen dazu, über das Thema und Verhaltensoptionen in verschiedenen Situationen im Straßenverkehr ins Gespräch zu kommen.

Neulich auf dem Weg zum Sport ...

Neulich auf dem Weg zum Sport ...

Sascha läuft wie jeden Mittwoch vom Sport nach Hause. Auf dem Weg bekommt er eine WhatsApp-Nachricht: Na endlich, Kathy hat geantwortet! Ob das die erhoffte Zusage zu seiner Party ist? Sascha starrt gebannt auf sein Handy und muss breit grinsen als er Kathys Worte liest. Auf einmal wird er abrupt am Ärmel zurück und aus seiner Traumwelt gerissen: „Junger Mann, die Ampel ist doch rot!“ Ups, das war knapp!

Allein Unterwegs - DVR - Ablenkung

Mit Musik ist alles besser. Oder doch nicht?

Daniel steigt in den Bus. Alle Plätze sind besetzt, also stellt er sich lässig an die Seite und setzt seine Kopfhörer wieder auf. Seine Lieblingsband macht die langweilige Fahrt etwas erträglicher. Jetzt kommt das legendäre Gitarrensolo … Daniel dreht die Musik noch etwas lauter und wippt mit. Plötzlich bremst der Bus stark und Daniel verliert den Halt. Er will noch nach der Stange greifen, da liegt er schon auf dem Boden. Verärgert tastet er nach den Kopfhörern, die ihm von den Ohren gerutscht sind. Da dreht sich der Busfahrer zu ihm um: „Ich habe doch noch ‚Festhalten!‘ gerufen!“ So ein Mist. Ohne Kopfhörer wäre das sicher nicht passiert. 

Neulich auf dem Weg zum Sport ...

Nur mal schnell in die Stadt fahren…

Nine düst auf dem Moped Richtung City. Sie braucht dringend noch ein Geschenk für ihre beste Freundin. Aber eine richtige Idee hat sie noch nicht. An der roten Ampel fällt ihr eine Leuchtreklame auf. Die haben doch tatsächlich das Handy im Angebot, auf das sie schon so lange scharf ist. Langsam fährt Nine weiter und rechnet nach. Reicht ihr Budget für das Angebot? Sie biegt nach rechts ab … Und kann gerade noch rechtzeitig bremsen, als plötzlich ein Mann vor ihr auftaucht. „Hey! Ich hatte doch grün!“, schimpft er. Das hatte sie wirklich übersehen. Betreten fährt sie weiter.

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Schrecksekunde mit Navi

Jule ist oft mit dem Rad unterwegs und hat sich für fremde Strecken extra eine App heruntergeladen. Aber dieses blöde Ding will sie schon wieder quer durch die ganze Stadt führen, dabei ist die Strecke außen herum kaum länger und es gibt wenigstens überall Radwege. Ärgerlich tippt Jule auf dem Gerät herum. Vielleicht sollte sie es einfach abschalten. Den Weg findet sie bestimmt auch so. Sie merkt dabei nicht, dass sie immer weiter nach rechts abdriftet, bis ihr Vorderreifen an den Bordstein knallt. Gerade so schafft sie es, einen Sturz zu verhindern, und hält erstmal an, um tief durchzuatmen. Das war vielleicht ein Schreck!

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